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Sonntag, 7. November 2021

"Cringe" ist das Jugendwort 2021

Wenn etwas seltsam, komisch oder peinlich ist, nennt man dies in der Jugendsprache «cringe». Der Ausdruck wurde Ende Oktober durch ein Online-Voting bestimmt.

Von den Eltern in die Schule gebracht zu werden, kann schon ziemlich «cringe» sein. 1,2 Millionen User waren sich einig, dass der Ausdruck das aktuelle Jugendwort werden sollte. Die Wahl wird jeweils vom Langenscheidt-Verlag organisiert.

Nachdem früher eine Jury mit Erwachsenen für die Wahl verantwortlich war, geschieht dies heute durch ein Online-Voting von meist Jugendlichen auf der Homepage des Langenscheidt-Verlages.

Auf dem Podest landeten auch die Begriffe «sheesh» und «sus». «Sheesh» drückt Erstaunen oder Ungläubigkeit aus. Das Wort wird entweder vor oder nach dem Gesagten eingesetzt, um die Aussage dramatisch zu unterstreichen. «sus» ist die Abkürzung für «suspekt» Dies könnte man mit «auffällig» oder «verdächtig» übersetzen.   

In den vergangenen Jahren sind «Lost» (2020) als ein Ausdruck der Ahnungslosigkeit und Ehrenmann/Ehrenfrau (2019) für einen freundlichen Menschen zu den Siegern erklärt worden. Gestartet hatte die Wahl 2008 mit dem Wort «Gammelfleischparty», welches einen U-30-Tanzanalass bezeichnet.

Danach waren der Kreativität keine Grenzen mehr gesetzt worden. Egal, ob man «am Fly sein» (wenn jemand besonders abgeht), Babo, Yolo oder Swag verwendete. Die Jugendsprache zeigte ganz klar, dass auch provokante und auf den ersten Blick sinnlose Redewendungen wie «I bims» (hallo, ich bins) begeistern können.

Während fünf Jahren wählte die Schweiz ihr eigenes Jugendwort. «Shaz», «hobbylos» «chills», «Mopfer» (Mix aus Mobbing + Opfer) und «s’beschte wos je hets gits» wurden damals als ideale Vertreter der jugendlichen Ausdrucksweise gekürt.

Läuft bei dir! Könnte man der Jugendsprache zurufen, denn das Interesse an den Begriffen ist nach wie vor riesig. Die Langenscheidt-Jury hat nur eine Regel aufgestellt: Die Ausdrücke dürfen nicht beleidigen, nicht diskriminieren oder sexistisch sein.

So hatten die Wörter «Alpha-Kevin» (der Chef der «Vollidioten») oder Speckbarbie (eine übergewichtige Frau in zu engen Kleidern) keine Chance auf den Siegerplatz. Das wäre dann ein epic Fail der Sonderklasse gewesen.

Spannende Wortschöpfungen waren beispielsweise auch «Gönnjamin» (jemand, der es sich in jeder Situation gut gehen lässt) oder «Smombie» (für Leute, welche auf den Handybildschirm starren und deshalb wie ein Zombie durch die Welt laufen. Smombie = Smartphone + Zombie). Sehr bildhaft ist beispielsweise auch «Zwergenadapter» als Ausdruck für einen Kindersitz «Axelfasching» für Haare unter den Armen oder «Emoji-Tourette» für jemanden, der exzessive beim Smartphone die kleinen bunten Bilder einsetzt.

Zum Dönerwetter nochmals. Das läuft nicht nur bei mir, sondern das galoppiert bei mir. Man darf bereits gespannt sein auf die kommenden Jugendwörter-Wahlen. Denn langweilig wird es bestimmt nicht. Alles andere wäre ziemlich «cringe», nicht wahr?

Von Hermann-Luc Hardmeier.

Freitag, 16. Oktober 2020

"Lost" ist das Jugendwort 2020

 Das Jugendwort 2020 steht fest. Doch was heisst „lost“ und warum hatten „wild“ und „cringe“ das Nachsehen? Ein sprachliches Update von Hermann-Luc Hardmeier.

Bild: Die Jugendsprache bleibt unberechenbar. Mit „lost“ ist dem Wörterbuch ein weiterer kreativer Anglizismus entsprungen. (Foto: Hermann-Luc Hardmeier. Bericht: Hermann-Luc Hardmeier)

 

„Chill mal, Alter!“ Der Langenscheidt-Verlag hat nach einem Jahr Pause die beliebte Wahl zum Jugendwort wieder aufgenommen. Wer hat’s erfunden? Ätsch, diesmal nicht die Schweizer, denn das Jugendwort war ein „Nebenprodukt“ zur Wahl des „Wort und des Unwortes des Jahres“ unserer Nachbarn. Doch spätestens als 2009 die Eidgenossen die Wahl unter Leitung einer Radio SRF-Jury kopiert haben und den Ausdruck „s’beschte wos je hets gits“ zum Gewinner gekürt wurde, erfreuen sich auch hierzulande die Wahlgänge grosser Beliebtheit. Klar, es gab einige Durchhänger. „hobbbylos“ oder „Smombie“, eine Mischung aus Smartphone und Zombie, sorgten für gedämpfte Temperaturen im Duden-Schmelzofen. Doch es gab immer wieder Highlights wie „Swag“, „Yolo“ oder „Babo“. Ihr wisst schon, der Chef unter den Chefs. 2018 wurde Ehrenmann/ Ehrenfrau das Jugendwort des Jahres und liess einen für Tod gehaltenen Begriff wieder aus der Gruft steigen. Doch dann wurde der Langenscheidt-Verlag verkauft an Pons und 2019 brachte man es nicht auf die Reihe zu wählen. Ein Fail der Extraklasse. Wahrscheinlich hatte das irgendein Alpha-Kevin (Der Volldepp unter den Deppen) verursacht. In einer inoffiziellen Wahl im Internet wurde der Ausdruck „Gönnjamin“ gekürt. Ein Ausdruck für jemanden, der das Leben in vollen Zügen geniesst. Meistens hat er damit Erfolg und ist damit das pure Gegenteil eines Lauchs. Ein unmuskulöser Mensch oder ein Vollversager. Damit wären wir auch gleich bei der Frage angelangt, warum „Lauch“ nie zum Jugendwort wurde. Richtig: Der Begriff zum Jugendwort muss neu sein, er muss verbreitet unter Jugendlichen sein und zum Schluss: Er muss etwas Positives oder lustiges ausdrücken. Beleidigungen werden aus Prinzip nicht akzeptiert. So hatte Alpha-Kevin keine Chance, Lauch auch nicht. Auch Ausdrücke wie Zwergadapter (für Kindersitz), Böög (für eine störende Person), Speckbarbie (eine zu dicke Frau in zu engen Kleidern), Spaghetti-Sultan (ein Lauch) oder andere Schmeicheleien mussten dem strengen Urteil der Jury weichen. 2020 ging der Langenscheidt-Verlag nun einen neuen Weg: Die Wahl fand vollständig online statt. Tausende von Vorschlägen konnte man während mehreren Monaten einreichen. Die drei aussichtsreichsten wurden sodann zur Wahl durch die Internet-User zugelassen. In der Pole-Position waren „wild“, „lost“ und „cringe“. Letztgenanntes meint etwas Peinliches oder Unangenehmes. „Wild“ oder „wyld“ hingegen bezeichnet etwas Krasses oder Heftiges. Würde man eine Wandergruppe fragen „Seid ihr wild“?, so würde die Wanderung offenbar kurz vor der Eskalation stehen. Mit der Konfettikanone würde man sich gegenseitig die Wanderschuhe um die Ohren feuern, der mitgebrachte Ghettoblaster würde wilden Techno spielen, mit den Wanderstöcken würden ein Lichtschwertkampf wie bei StarWars ausgetragen und vom Himmel würde ein Ufo in Form einer Bratwurst fallen. Ja, das in etwa wäre „wild“ und würde den Organisator wohl ziemlich „cringe“ zurücklassen. Doch die zwei Ausdrücke blieben auf der Strecke. „Lost“, ein Ausdruck, der gleichsam „ahnungslos“, „verloren“ oder „planlos“ heisst, steht nun auf dem Podest. Habe ich die Hausaufgaben nicht gemacht, so bin ich completly lost. Aber merkt es der Lehrer nicht, so dreht der Spiess. Voll lost, wenn er sowas nicht mitbekommt. Eigentlich ist das neue Jugendwort der perfekte Ausdruck, der das Jahr 2020 beschreibt. Corona hat uns alle ein bisschen „lost“ zurückgelassen. Ferienpläne umgeworfen, die Openair-Saison vermasselt und vielen guten Partys und Events den Stecker gezogen. Da wünscht man sich doch irgendwie das Jahr 2016 zurück, als „Am Fly sein“ eine besonders coole Situation beschrieb oder als 2014 mit „Läuft bei dir“ die Welt sich noch so drehte, wie sie sollte. 2008 wurde übrigens das Jugendwort ins Leben gerufen. „Gammelfleischparty“ bezeichnete damals eine Ü-30-Party. Total lost, aber alle Gönnjamins, Lauchs, Speckbarbies und Alpha-Kevins würden mittlerweile liebend gerne die Quarantäne gegen ein bisschen Spass am Gammelfleisch-Event eintauschen. 2021, hoffentlich „läufts bei dir“. Wir wären ready und „wild“.

Von Hermann-Luc Hardmeier. Publiziert am 16. Oktober 2020.

Sonntag, 3. November 2019

«Gönnjamin» wird nicht Jugendwort 2019



Die "offizielle" Wahl wurde durch den Verlag abgesagt.

Kommt 2019 nicht auf den Markt: Das Buch zum Jugendwort.
 
Einmal im Jahr gehört die deutsche Sprache den Jugendlichen. Der Duden wird ordentlich aufgepimpt. Swag und Kreativität statt verstaubte Begriffe dominieren die Diskussion. «Yolo», «Babo» und «Ehrenmann/Ehrenfrau» waren nur einige der sprachlichen Mixturen, welche die Wahl des Jugendwortes in der Vergangenheit hervorgebracht haben.

Organisiert wurde die Wahl jeweils vom Langenscheidt-Verlag, der dazu gleich das passende Jugendslang-Lexikon namens «100 Prozent Jugendsprache» herausbrachte. Eine Mischung aus Wettbewerb, Spass, Pausenhof und Marketinggag, die sehr bekömmlich schmeckte.

Spannend war auch immer wieder, welche Wortkreationen es nicht aufs Podest schafften. Da war beispielsweise «Lauch», für einen Menschen, der nicht sonderlich muskulös ist, «Alpha-Kevin» für den König der Deppen oder der Ausdruck «Niveaulimbo», wenn die Messlatte für ein vernünftiges Gespräch ständig tief und tiefer gesetzt werden muss.

2019 jedoch wird den Sprachfans ein Strich durch die Rechnung gemacht. Die Wahl zum Jugendwort findet nicht statt. Schuld ist schlussendlich aber nicht nur Langenscheidt, sondern eine Umwälzung in der Verlagslandschaft. Und das kam so: Im Frühling hat der Pons-Verlag (gehört zur Klett-Gruppe) das Haus Langenscheidt aufgekauft bzw. übernommen. Der Zeitpunkt war für die Jugendwort-Abteilung unglücklich, denn das neue Lexikon war natürlich noch nicht fertig. Pons hat sich noch nicht entschieden, ob sie das Jugendslang-Nachschlagewerk weiterführen will und deshalb derzeit die Pausentaste gedrückt.

Online gibt es einige Seiten, die trotzdem zu einer Wahl aufrufen und Vorschläge entgegennehmen. Dabei ist beispielsweise das Wort "Gönnjamin» aufgetaucht. Ein Ausdruck für jemanden, der es sich gut gehen lässt und das Leben geniesst. Er «gönnt» sich des Öfteren auch den Besuch in einschlägigen Fastfood-Etablissements, feierte die Nacht durch und auch seine Brieftasche sitzt ziemlich locker. «Verchillt» und glücklich geht er durch den Tag. Ein «Gönnjamin» eben. Eins der Online-Votingportale wurde allerdings gehackt und die Organisatoren beendeten danach ihre Wahl.

Scheint fast so, als ob 2019 die Wahl unter einem schlechten Stern steht. So wirklich fehlen werden Begriffe wie «Gammelfleischparty» als Bezeichnung für eine Ü-30-Party oder «Speckbarbie» für eine dicke Frau in zu engen Kleidern zwar niemandem, aber trotzdem war es eine herrliche Gelegenheit, um über die Sprache nachdenken zu können. Man darf gespannt sein, ob 2020 der Pons-Verlag wieder grünes Licht gibt und Gönnjamin oder ein anderer Ehrenmann sodann vom Podest lächeln darf.

Von Hermann-Luc Hardmeier.

Donnerstag, 27. Dezember 2018

"Ehrenmann" und "Ehrenfrau" ist das Jugendwort des Jahres 2018

Ups, fast wäre es dieses Jahr vergessen gegeangen. Seit geraumer Zeit verfolgen wir auf Schaffhausen.net die Wahl des Jugendwortes. Die Prämierung war eigentlich schon im November, doch irgendwie ist es uns durch die Lappen gegangen. Kurz, bevor 2018 vorbei ist, wollen wir nun das Versäumte nachholen.

Für alle, die ungeduldig darauf gewartet haben und den letzten Monat offenbar unter einem Stein gewohnt haben, tun wir deshalb so, als ob es kein kalter Kaffee wäre. Das Jugendwort 2018 ist: Tataaaaaaaaaaaaaaaaaaa -- "Doppeladler".

Ups, ach nein, das ist ja das Wort 2018. Naja, aber hätte ja sein können. Noch ein Versuch. Das Jugendwort 2018 ist: Tataaaaaaaaaaaaaaaaaa -- "Ehrenmann" und "Ehrenfrau".

Ausgewählt wurde es von einer 21-köpfigen Jury unter Leitung des Langenscheidt Verlages. So werde jemand bezeichnet, der etwas Besonderes für einen tut, erklärte der Langenscheidt-Verlag am Freitag in München. Verhält man sich also wie eine echte Lady oder wie ein echter Gentleman, so ist man in den Augen der Jugendlichen ein Ehrenmann oder eine Ehrenfrau. Die Jury bestand in diesem Jahr unter anderem aus Journalisten, Bloggern, Schülern und einem Polizeikommissar aus Berlin-Kreuzberg. Juror Oliver Bach, Literaturwissenschaftler an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität, sagte über "Ehrenmann/Ehrenfrau": "Die Jugendsprache hat dieses Wort wiederentdeckt. Zur Zeit meines Opas war der Ausdruck auf höhere, männliche Gesellschaftsschichten beschränkt. Diese Grenze ist nun gefallen.“ Der 18 Jahre alte Youtuber Fabian Grischkat sagte: "Ich freue mich besonders über das Wort, da es in Zeiten von Hass und Hetze ein positives Zeichen setzt. Jeder Mensch, der eine gute Tat vollbringt, darf sich ab heute mit dem offiziellen Jugendwort schmücken!"

Bei einer vorangegangenen, unverbindlichen Online-Abstimmung war Ehrenmann/Ehrenfrau" auf dem dritten Platz gelandet. Seit Ende August bis zur Wahl am 13. November standen 30 Begriffe zur Auswahl, die zeigen sollen, wie Jugendliche heute reden. In der Auswahl stand auch das sehr häufig verwendete Wort „Lauch“. Es bezeichnet einen Trottel bzw. jemand, der laut der Jury „unmuskulös“ ist. Lauch hatte leider von Anfang an keine Chance, denn Beleidigungen und Schimpfwörter werden aus Prinzip nicht zum Jugendwort erkoren. Der Langenscheidt möchte mit der Wahl die Kreativität der Sprache zeigen und ein positives Signal senden, heisst es immer wieder vom Organisator der Wahl. Da passen negative Begriffe natürlich nicht ins Bild. Der Favorit der rund 1,5 Millionen Teilnehmer des Online-Votings war "verbuggt" - für etwas, das voller Fehler ist. Ebenfalls viele Stimmen erhielt der Begriff „Breiern“. Der Ausdruck soll den Zustand erklären, wenn jemand erbricht und trotzdem weiterfeiert. „Besti“ für beste Freundin, „Borderitis“ als Allergie gegen Grenzen und „Axelfasching“ für Achselhaare schafften es auch auf die Liste. „Auf deinen Nacken“, ein Ausdruck für „Du zahlst“ oder „Boyfriend-Material“ für jemanden, der sich für eine Beziehung eignet, sind weitere kreative Wortkreationen, welche eingereicht wurden. Man könnte die Liste noch seitenlang fortsetzen. Da stand beispielsweise auch „glucosehaltig“ für süss, „Ich küss dein Auge“ für jemanden, den man gerne hat, „lan“ für krass, „wack“ für langweilig oder „lit“ für cool bzw. „Lituation“ für eine coole Situation. Ein „Appler“ prahlt gerne mit seinem iPhone, ein „Gymkie“ (Kombination aus Gym und Junky) ist jemand, der zu oft in der Muckibude trainiert. Ein „Snackosaurus“ ist ein verfressener Mensch“ Der ist gerade voll am „Ranten“ heisst so viel wie ausrasten. Beim „Chinning“ schiesst man ein Selfie, auf welchem man ein Doppelkinn imitiert. Schaust du zu lange in den Bildschirm, dann hast du vielleicht einen „Screenitus“. Wer sich in der Nacht in die Decke einrollt, der ist ein „Einwraper“.“Sheeesh“ ist ein Ausdruck des Erstaunens. Echt jetzt? Wirklich? Ja! Und zu guter Letzt sei noch auf die Ausdrücke „zuckerbergen“ und „Lmgtfy“ hingewiesen. Das erste heisst so viel wie „stalken“, der zweite Ausdruck ist die Abkürzung für „Let me google that for you“. Verwendet wird er, wenn jemand eine unnötige Frage stellt, die auch Google beantworten kann. Die Kriterien für die Top 30 sind laut Verlag Originalität, Kreativität, Verbreitung sowie kulturelle, gesellschaftliche und zukünftige Relevanz. Die Jury musste sich dann für eines der zehn beliebtesten Wörter aus dem Online-Voting entscheiden.

2017 hatte der Ausdruck "I bims" gewonnen, ein Synonym für "Ich bin" und "Ich bin's". Seit 2008 wird jährlich ein Jugendwort bestimmt. Da die Wahl eine Werbeaktion des Langscheidt-Verlages für sein Jugendsprache-Buch ist, wird häufig diskutiert, ob das gewählte Wort wirklich dem Sprachgebrauch von Jugendlichen entspricht. Ziemlich verbuggt, denn schliesslich arbeiten bei Langenscheidt viele Ehrenmänner und Ehrenfrauen. Und falls du mehr wissen willst: Lmgtfy!

Von Hermann-Luc Hardmeier.

Hermann-Luc Hardmeier schreibt seit 2009 über die Wahl des Wort des Jahres und die Wahl des Jugendwortes.

Donnerstag, 14. Dezember 2017

Jugendwort 2017: "I bims 1 Schaffhauser"

Mit etwas Verspätung und kurz vor Jahresschluss berichten wir auch dieses Jahr über die kreativen Entwicklungen in der deutschen Sprache. Der Langenscheidt-Verlag hat das «Jugendwort des Jahres» bekannt gegeben. In einer Umfrage lag der Ausdruck «Geht fit» vorne, die Jury entschied sich aber für den Ausdruck «I bims». «I bims» ist das «Jugendwort des Jahres». Es bedeutet «Ich bin», wie der Langenscheidt-Verlag am Freitag in München mitteilte. Es gilt aber auch als Synonym für «Ich bin's». «I bims» ist eine beliebte Wendung aus der sogenannten «vong»-Sprache, in der Internetnutzer in sozialen Netzwerken Sätze verkürzen und mit Worten spielen. Dabei werden oft Begriffe absichtlich falsch geschrieben.


Zur Auswahl standen 30 Begriffe, die zeigen sollen, wie die Jugend von heute spricht. Eine 20-köpfige Jury hatte das Wort gewählt. In einer unverbindlichen Online-Abstimmung war «I bims» auf dem letzten Platz gelandet. Spitzenreiter war der Ausdruck «geht fit» als Bezeichnung für etwas, das klar geht. Dahinter lag «napflixen» für ein Nickerchen während eines Films. Mit rund einer Million Stimmen gab es laut Verlag diesmal so viele wie noch nie. «I bims» als Vertreter der «vong»-Sprache Der Liebling der User, «geht fit», war für Jury-Mitglied David Berger zu regional. Ausserhalb des Ruhrgebiets sei es nicht weit verbreitet, sagte der Jura-Student. Jungen Leuten in Berlin beispielsweise sage der Ausdruck gar nichts. «Jugendsprache ist auch oft sehr regional, es ist ein bisschen so wie ein Dialekt», sagte der 19-Jährige, der bereits zum dritten Mal in der Jury sass. «I bims» sei da deutlich bekannter. «I bims» darf man nicht ganz so eng sehen – es steht auch stellvertretend für die ganze «vong»-Sprache, die wir ja gerade in den sozialen Medien ganz viel haben.» Es werde von Jugendliche häufig verwendet – in Unterhaltungen, aber auch in Textnachrichten. «Die sagen das wirklich – das war uns auch wichtig.» Jury-Kollegin Livia Kerp sah das genauso: «Es ist sehr weit verbreitet und jeder sagt es», erklärte die 15 Jahre alte Bloggerin. «Fly sein» und «Smombie» waren frühere Gewinner Im vergangenen Jahr lag «isso» als Zustimmung oder Unterstreichung von etwas vorne. Die Jury entschied sich aber für «Fly sein», einen Begriff aus der Hip-Hop-Szene, der so viel heisst wie: Jemand oder etwas «geht besonders ab». 2015 lag in der Online-Abstimmung das Verb «merkeln» vorne, das soviel bedeuten soll wie «nichts tun, keine Entscheidung treffen». Die Jury kürte aber mit «Smombie» – ein Kunstwort aus Smartphone und Zombie. Es soll jemanden beschreiben, der von seiner Umwelt nichts mehr mitbekommt, weil er nur noch auf sein Smartphone starrt. Die Wahl ist eine Werbeaktion des Langenscheidt-Verlags für sein Jugendsprache-Lexikon und fand in diesem Jahr zum zehnten Mal statt. Oft wird dabei diskutiert, ob das Sieger-Wort wirklich dem Sprachgebrauch von Jugendlichen entspricht. «Wir haben ein Wort gefunden, das wirklich bereits gesprochen wird», sagte ein Sprecher. Dem Vorwurf, so spreche niemand, habe man dieses Jahr etwas entgegensetzen können.

Von Hermann-Luc Hardmeier

Sonntag, 25. September 2016

Das Jugendwort 2016 steht vor der Tür


Bist du ein Fleischdesigner oder ein Uhrensohn? Magst du Banalverkehr oder bist du so krass am fly, dass dein Vater nicht mehr aufhören kann zu darthvadern?

Wer bei diesem Kauderwelsch weder Bahnhof noch Bushof versteht, der hat die Rechnung ohne den Langenscheidt Verlag gemacht. Wie jedes Jahr sammelt das Buchhaus im Internet Vorschläge für Jugendwörter und kürt danach das Siegerwort der Jugendsprache. Hier die Hitliste der vergangenen Jahre des deutschen Jugendwortes. Die Wahl des Schweizer Jugendwortes wurde 2013 eingestellt. Offenbar gibt es seit diesem Jahr keine Jugendlichen mehr in unserem Lande ;-)

2015: Smombie (Smartphone + Zombie = Smombie)
2014: Läuft bei dir (wenn einfach alles klappt)
2013: Babo (der Boss)
2012: Yolo (You Only Live Once = Lebe so, als wärs dein letzter Tag «Carpe Diem»)
2011: Swag (cooler Typ, der den Style gepachtet hat) 
2010: Niveaulimbo (Absinken des Gesprächsniveaus)
2009: hartzen (nicht arbeiten, auf der faulen Haut liegen)
2008: Gammelfleischparty (Ü-30-Partys)


Und wer jetzt denkt, bei diesen Wörter habe man den Duden durch den Fleischwolf gedreht und danach zu lieblosen Sprachkomposthäufchen zusammengepappt, der hat noch nicht die Vorschläge für das kommende Jahr gesehen. Die einen hassen sie, die anderen lieben sie, doch eines muss man jedes Jahr erneut mit Respekt feststellen: Die Jugendsprache ist extrem kreativ. Man wird niemals alles verstehen, und das ist auch gut so.




Und los geht’s, hier eine kleine Auswahl aus den Top-30 der diesjährigen Wahl:

Wenn man besonders abgeht, so nennt man das „am fly sein“, Ein Hopfensmoothie ist die Bezeichnung für ein Bier, ein Tintling ein Tätowierer und eine Vollpfostenantenne ein Selfiestick. Wer Analog-Spam erhält, der hat einfach einen guten alten Werbe- oder Bettelbrief per Post erhalten. Der beste Freund/ die beste Freundin ist das/der/die „bae“ (before anyone/anything else). Wenn ich also „Party with my Bae“ mache, so ziehe ich mit meiner Freundin oder meinem besten Kumpel um die Häuser. Hast du eine Bambusleitung? Dann ist die Internetverbindung mal wieder so richtig mies. Ein belangloser Chatverlauf ist ein Banalverkehr und wenn jemand sagt „isso“, dann stimmt er dir zu. Jawohl! Äh, isso. Wenn jemand mal so richtig den Vater raushängen lässt, dann ist er am darthvadern (Ich bin dein Vater, Luke!). Ein Fleischdesigner ist ein Chirurg, ein Uhrensohn benimmt sich zur falschen Zeit wie ein Idiot, ein Dumfall ist ein dummer Unfall. Jemand, der einen Tindergarten auf dem Telefon hat, der sammelt Onlinekontakte und was Mois, gz, mailden und Yologamie bedeuten, ja damit könnte man noch ganze Bücher füllen.

Derzeit führt Tintling. Wir sind gespannt, wie die Wahl ausgeht und trinken während der Wartezeit jetzt erstmals ein Hopfensmoothie mit dem Bae. Isso.
Von Hermann-Luc Hardmeier


Hermann-Luc Hardmeier
Update vom Nov. 2016:  Das Jugendwort 2016 ist gewählt: "Am Fly sein!"
Bedeutung: Etwas oder jemand "Geht so richtig ab".

In der diesjährigen Internetabstimmung hatte "fly sein" nur 4,4 Prozent der Stimmen erreicht. Ganz vorne standen "isso" und "Vollpfostenantenne (witzige Umschreibung für einen Selfiestick). Die Jury ist allerdings an die Internetabstimmung nicht gebunden und hat sich deshalb für "fly sein" entschieden. Begründung: Der Ausdruck sei neu im Jahr 2016 erschienen und finde gerade erst neu Eingang in die Jugendsprache, da er aus dem HipHop komme. "isso" und "Vollpfostenantenne" wurde disqualifiziert bzw. nicht beachtet, weil sie laut der Jury zu wenig kreativ seien. Wie viele Jugendliche den Begriff aber tatsächlich verwenden, ist einmal mehr umstritten. Die zwei jüngsten Mitglieder der Jury mussten zugeben, dass sie den Begriff zwar auch schon gehört hätten, ein Dauerbrenner sei er jedoch nicht. Naja, bis jetzt noch nicht. Wer weiss, vielleicht wird der Ausdruck durch die Wahl zum Jugendwort 2016 zum Kultspruch wie damals in der Schweiz der Ausdruck "s' beschte wos je hets gits."

Update verfasst von Hermann-Luc Hardmeier.
 

Freitag, 13. November 2015

Zombiejagd mit dem Jugendwort 2015

"Smombie" ist das Jugendwort 2015. Von Hermann-Luc Hardmeier.

Wirft man die Begriffe „Zombie“ und „Smartphone“ in den Duden-Mixer, so erhält man das deutsche Jugendwort 2015 namens „Smombie“.

Ein „Smombie“ ist eine junge Person, die von der Umwelt nichts mehr mitbekommt, weil sie nur auf ihr Handy starrt. Solche Menschen kann man täglich auf der Strasse beobachten. Nicht selten kommt es dabei zu unheilschwangeren Situationen: Zusammenstössen mit Strassenschildern, anderen Mitmenschen, beinahe Unfälle, wenn der Smartphone-Fan fast in den Bus läuft oder das lustigste: Wenn zwei „Smombies“ zusammenstossen.

„Smombie“ ist das deutsche Jugendwort des Jahres. Die Jury des Langenscheidt-Verlags kürte den Begriff an einem sehr passendem Datum: Am Freitag, den 13. wurde in München die Telefon-Zombiejagd eröffnet. Ausgeknobelt wurde der Begriff mittels eines Online-Votings auf der Jugendwort-Seite. Dort hatte zwar der Begriff „merkeln“ ganz vorne gelegen. Das heisst in etwa so viel, wie „abwarten und keine Entscheidung treffen“ mit einem kleinen sarkastischen Seitenhieb auf die aktuelle deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr Verhalten in politischen Krisen.

Doch ganz so demokratisch wie man meint, geht es dann doch nicht zu und her. Das Siegerwort wird von der Langenscheidt-Jury selber ausgewählt. Ein Begriff wurde dieses Jahr sogar disqualifiziert. Es handelt sich dabei um den Ausdruck „Alpha-Kevin“. Laut den Wortschöpfern ein Synonym für einen „Oberdeppen“. Da der Langenscheidt-Verlag niemanden beleidigen wollte, wurde der rote Zensurstift angesetzt. „Es lag uns fern, Personen zu diskriminieren“, lautete die offizielle Begründung dazu.

„Smombie“ reiht sich ein in die Siegesliste der deutschen Jugendwörter, seit es die Wahl gibt.

• 2014: Läuft bei dir
• 2013: Babo
• 2012: Yolo
• 2011: Swag
• 2010: Niveaulimbo
• 2009: hartzen
• 2008: Gammelfleischparty

Neben „Smombie“ und „merkeln“ waren auch noch Ausdrücke wie „Maulpesto“ (starker Mundgeruch“, „Dia Bolo“ (missratenes Selfie) und „Discopumper“ (einer, der nur ins Fitnessstudio geht, um im Ausgang gut auszusehen) im Rennen.

In der Schweiz hätte 2015 sicherlich der Satz „Ich bin Bruno, der Kameramann“ oder „Hallo Mueter“ das Rennen als beliebteste Jugendausdrücke gemacht. Doch leider wurde in Helvetia die Wahl des Jugendwortes gestoppt. Das letzte offizielle wurde 2012 mit „shaz“ gewählt. Danach folgte 2013 noch eine Abstimmung von 20min.ch, die den Begriff „chills“ kürte. Seither gibt den Jugendlichen die deutsche Jury den Takt an.

Ob die Vertreter des TV-Magazins „taff“, Bravo-Redakteure, Youtubern, Langenscheidt-Experten und wer noch alles dabei war, wirklich wissen, wie die heutige Jugend spricht? „Smombie“ ist nicht gerade ein Ausdruck, der leicht über die Lippen geht. Auch ergibt eine Umfrage von verschiedenen Radiostationen und Online-Medien am Wahltag das Ergebnis, dass die Jugendlichen den Begriff oft gar nicht kennen. Wenn man ihnen jedoch die Bedeutung erklärt, können viele darüber lachen.

Naja, ist das der Sinn einer Wahl zum Jugendwort? Bei dieser Frage kann man skeptisch, kritisch, ablehnende oder lobend sein. Fakt allerdings ist folgendes: Die Wahl des Jugendwortes lässt einmal pro Jahr darüber nachdenken, welche neuen Begriffe durch die jungen Hirne flattern und vielleicht eines Tages im Duden Einzug finden werden.

Und insofern ist es ja unwichtig, ob „Smombie“ nun oft benutzt wird, oder nicht. Aber irgendwie ist es beruhigend, dass die Jugend nach wie vor neue Wörter erfindet, die hoffentlich nicht nur von einigen Jugendlichen, sondern vor allem auch von Erwachsenen nicht verstanden werden.

Genau das ist das doch das Witzige an der Jugendsprache!

  Ach ja, noch ein Tipp für alle „Smombies“: Schaut ab und zu von eurem Smartphone auf und werft einen Blick auf die Strasse. Sonst gibt es bald keine von euch mehr, welche die Jugendsprache sprechen können. Und das wäre doch hashtag-lol-selfie-stick und yolo-mässig schade.

Von Hermann-Luc Hardmeier


Hermann-Luc Hardmeier hat auf 20min.ch, in der Zeitung "Schaffhauser Nachrichten" und auf Schaffhausen.net schon mehrere Artikel zum Thema Jugendsprache publiziert.


Zum Thema Jugendsprache ist von Hermann-Luc Hardmeier auch folgender Artikel auf 20min.ch erschienen:

http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/16791764

http://www.hermann-luc-hardmeier.ch/?p=472

Montag, 24. November 2014

„Läuft bei dir“ ist das deutsche Jugendwort 2014

Von Hermann-Luc Hardmeier: Der Langenscheidt-Verlag hat den Nachfolger von Babo (Jugendslang für „Chef“) und Yolo (Jugendslang für „Ergreife die Gelegenheit“, sozusagen das neue „Carpe Diem“) gewählt.

Das neue Jugendwort gefällt auch den Jüngsten. (Bild: Google.ch, Bericht: Hermann-Luc Hardmeier)

In Deutschland wird das Jugendwort seit 2008 von einer Jury erkoren und hat sich in den letzten drei Jahren mit freakigen fremdsprachlichen Ausdrücken begnügt. Da gab etwa kreative Wortkreationen wie „Swag“, Yolo“ oder auch „Babo“. Nun also back to the Roots: Eine deutsche Wortkreation. Und angesichts dieser Euphorie vergisst man schnell einmal, dass „Läuft bei dir“ streng genommen gar kein Wort, sondern ein ganzer Satz ist. Der Jugendsatz des Jahres halt.

Die 14-köpfige Jury bestand aus Jugendlichen, Journalisten und Sprachwissenschaftlern. Der Jugendsatz des Jahres beschreibt ihrer Meinung nach perfekt eine typische Situation, in welche Jugendliche geraten können. Übersetzt heisst es so viel wie „Du hast es drauf!“, kann aber auch einfach eine anerkennende Feststellung wie „cool“ oder „krass“ sein. Und natürlich kann der Ausdruck auch ironisch verstanden werden. Gute Note in der Schule kassiert? – „Läuft bei dir.“ Erfolgreich in der Disco geflirtet? –„Läuft bei dir.“ Das neue iPhone schon am ersten Tag aus Versehen auf den Boden fallen lassen? „Läuft bei dir ;-)“

Bushido als Wortschöpfer?

Wo der Ausdruck seine Wurzeln hat, ist nicht so ganz klar. Einen starken Einfluss hat aber sicherlich der öffentlich ausgetragene Streit zwischen den zwei Rappern Bushido und Kay One, in welchem sich auch Eko Fresh zu Worte meldet. Bushido hat einen Disstrack gegen seinen einstigen Freund und Zögling Kay One („Leben und Tod des Kenneth Glöckler“) gemacht. Im Videoclip ist eine alte Aufnahme zu sehen, in welcher sich Kay eine Hantel gegen den Schädel hämmert. Bushidos Kommentar: „Läuft bei dir, Kay.“ Eko Fresh reanimierte den Ausdruck, als ein Strafverfahren gegen Bushido eingeleitet wurde. Bushido hatte in einem Song mehr oder weniger direkte Drohungen gegen deutsche Politiker ausgesprochen. Eko Fresh twitterte darauf das Foto von der Titelseite der Bild-Zeitung. „Strafverfahren gegen Bushido“ und fügte an: „Läuft bei dir dicka.“ Das kann noch lange so weiter gehen.

Den Ausdruck „Läuft bei dir“ kann man übrigens auch zu „Bei dir läuft“ umdrehen und auch Versionen wie #läuft wurden bereits in freier Wildbahn gesichtet.

Ist das Jugendwort repräsentativ? Und wie kommt die Jury eigentlich zu ihren Begriffen? Diese Frage wird wohl nie vollständig geklärt werden. Die Suche nach dem Ausdruck mit dem meisten Style passiert online. Jugendliche können Vorschläge einschicken und dafür voten. 2014 wurde die Wahl angeblich manipuliert und deshalb hat Langenscheidt das unanständige Wort „fappieren“ (ein Ausdruck für masturbieren) von der Wahl ausgeschlossen. Ob gelungen oder nicht; für Gesprächsstoff sorgt der Ausdruck allemal.

Und um das Ganze abzurunden, hier noch die Top-5 aus der Wahl des deutschen Jugendwortes:

Die Top 5 Jugendwörter 2014 im Überblick:

1. Läuft bei dir
2. Gönn dir! (Viel Spass dabei! Gönn es dir! Oder auch: Ironischer Wunsch)
3. Hayvan (spielt auf die positiven oder negativen Eigenschaften von Tieren an, zum Beispiel Muskelpaket, treuer Freund oder aber: triebgesteuert, ohne Denkvermögen)
4. Selfie (Dieses Jugendwort kennen ausnahmsweise sogar Erwachsene)
5. Senfautomat (Klugscheisser bzw. jemand, der alles kommentiert)

Von Hermann-Luc Hardmeier

Montag, 7. Februar 2011

20min Kommentar-Rekord von Hardmeier geknackt

Die Jugendsprache ist ein interessantes Thema. 2009 wurde "s'beschte wos je hets gits" zum Schweizer Jugendwort gewählt und traf genau den Nerv der Zeit. 2010 wählte die gleiche Jury den Ausdruck "hobbylos" zum Jugendwort und bekam sehr viele kritische Kommentare zu hören. Der Artikel dazu wurde vom Schaffhauser Hermann-Luc Hardmeier geschrieben und hat bei 20min nun den Kommentar-Rekord gebrochen. Satte 145 Kommentare mit neuen Ideen für bessere oder andere Jugendwörter haben die User hinterlassen. Das ist selbst für 20min Online, die täglich 120 000 Besucher verzeichnen, kein alltägliches Ereignis.


(Der Bericht von Hermann-Luc Hardmeier auf 20min Online)

Den Artikel mit den Jugendwörtern von Hemann-Luc Hardmeier und den z.T. wirklich lustigen alternativen Ideen zu Jugendwörtern und Ausdrücken gibt es hier zu sehen:
http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/16791764

Lustige Ausdrücke anstatt "hobbylos" sind etwa "Chill de Läbe", "Gratuliere, du häsch dä Fleischchäs gunne" oder die Entschuldigung "Es tuet mir sorry". Viel Spass beim Stöbern.

Update Schweiz:
Von Hermann-Luc Hardmeier: Die Nachfolger von "hobbylos" wurden 2011 "Mopfer" als Mischung zwischen Mobbing + Opfer. 2012 hiess der Sieger "shaz", als umgangssprachliche Bezeichnung für den Lieblingsmenschen (vor allem in SMS und auf Facebook), danach folgte 2013 "chills" als Aufforderung, nicht gleich bei jeder Kleinigkeit durchzudrehen und auf das Jugendwort 2014 darf man gespannt sein.

Update Deutschland:
Von Hermann-Luc Hardmeier: Deutschland geht ganz andere Wege als die Schweiz. 2010 gab es beim Jugendwort noch eine Stichwahl zwischen Niveaulimbo (ein sinkendes Gesprächsniveau) und Speckbarbie (eine Frau in viel zu engen Kleidern), doch dann änderte der Langenscheidt Verlag, der die Wahl managt die Kriterien. Während sich das Heidiland direkt am Wortschatz der jugendlichen Sprecher bedient, lässt sich Deutschland stark von der Hitparade, Youtube und Co inspieren. 2011 wurde "Swag" zum Jugendwort gewählt. Es bedeutet sinngemäss "lässig-coole Ausstrahlung" und wurde vom Lied "Turn my Swag on" des US-Rappers Soulja Boy geprägt. Ein Jahr später schafft es sodann "Yolo" auf das Podest. Das Jugendwort 2012 (wir sprechen hier immer noch vom deutschen Jugendwort) steht als Abkürzung für "you only live once". Der Ausdruck ist eigentlich nichts anderes als das lateinische Lebensmotto "Carpe Diem" und will ausdrücken, dass man das Leben beim Haarschopf packen soll, auch wenn man nicht immer direkt ins Ziel gelangt. Der Ausdruck wurde mit der Hip-Hop-Single "The Motto" von Drake feat. Lil Wayne" auf einen Schlag bekannt. Von Hermann-Luc Hardmeier.

In diesem Zusammenhang ist in der Zeitung Schaffhauser Nachrichten auch ein spannendes Interview mit der Poetryslammerin Lara Stoll erschienen. Sie hat dem Journalisten Hermann-Luc Hardmeier darüber auskunft gegeben, wie die Wahl des Jugendwortes jeweils abläuft:

Bild: Zum Lesen des Berichts anklicken! Foto: Hermann-Luc Hardmeier, Bericht: Hermann-Luc Hardmeier.


Das waren einige der zahlreichen Beispiele für Jugendwörter. Wie immer lösen die Wörter eine Diskussion darüber aus, ob die Ausdrücke überhaupt repräsentativ und gebräuchlich sind. Schreibt doch bei Schaffhausen.net in die Kommentarfunktion rein, wenn ihr weitere Ideen für Jugendwörter habt, die eigentlich hätten gewählt werden müssen.