Dienstag, 24. Februar 2015

Fünf Jahre "Tanzbude". Exklusivinterview mit dem DJ-Team Floorfillers zur Jubiläumsparty

Im Februar 2011 passierte im Schaffhauser Nachtleben etwas Aussergewöhnliches: Die TANZBUDE öffnete zum ersten Mal im Orient Musik Klub ihre Tore. Der damalige Grundgedanke war, eine Party zu organisieren, um die eigenen Freunde mal wieder zu treffen. Ohne grosses Tam-Tam wurde der Party-Label Release gefeiert.

Mit knapp 200 Besuchern dazumal ein voller Erfolg. Fünf Jahre ist es nun her, als die beiden DJs schlotternd vor den Toren des Orient Klubs standen und sich gefragt hatten, ob wohl Leute zur Party kommen würden?

Fast 30 TANZBUDE-Partys später wussten sie es - es hat geklappt! Aus unzähligen Besuchern wurden Stammgäste, aus Stammgästen wurden gute Freunde. Nie hätten man es damals für möglich gehalten, auf was die Floorfillers heute zurückblicken dürfen: 27 TANZBUDE-Partys, bereits über 16'000 Besucher, unzählige Male ausverkauftes Haus, viele lachende Gesichter und ganz viel spannende Storys.

★ Datum / Zeit: Sa, 28. Februar 2015 / 10pm
★ Ort: Orient, Schaffhausen
★ Pubertäts-Reifegrad: 20+
★ Tix = CHF 15.00 inkl. Garderobe

Im Exklusivinterview für Schaffhausen.net erzählen Matthias Ruppli und Yves Sturzenegger von den Floorfillers, wie alles begann und wie es weitergeht.



1): Eurer erster DJ-Auftritt. Erzähl mal. 14 Jahre alt mit Zahnspange und Plattenspieler an einer Geburtstagsparty?

Unser erster gemeinsamer Auftritt als DJ-Team war im Winter 2008 bei einem Playoff-Aufstiegs-Spiel des EHC Schaffhausens. Wir wurden angefragt, um während den Spiel-Unterbrüchen für musikalische Unterhaltung zu Sorgen. Wie es der Zufall wollte, war unter den Zuschauern ein Mitglied der Veranstaltungsgruppe KiK Kultur im Kammgarn. Nach der 2. Drittelspause wurden wir angefragt, ob wir nicht Lust hätten, an einer Ü25-Party in der Kammgarn aufzulegen. Dieser Auftritt folgte dann am Sa. 19. April 2008. Zuvor hatte jeder seine eigenen Erfahrung an kleinen Fetz und Schulpartys gesammelt.

2). Wie hat sich das vom ersten DJ-Auftritt bis heute weiter entwickelt? Welches waren die wichtigsten Etappen?

Wir haben von diversen Bars und Clubs in Schaffhausen immer wieder das Vertrauen und die Möglichkeit erhalten, unser Können unter Beweis zu stellen und uns weiter zu entwickeln. Uns war und ist es wichtig, dass wir die lokale Ausgangskultur unterstützen und mitentwickeln können. Darum sind wir den einzelnen Bars und Clubs wie Orient, Kammgarn, Oberhof, Cuba-Club und Tabaco dankbar, dass sie uns in unseren jungen Jahren gefördert haben. Highlights waren unter anderem natürlich auch unsere auswärtigen Engagements wie am Züri-Fäscht, in St. Moritz oder in einzelnen Clubs in Deutschland.

3). Habt ihr schon immer zusammen aufgelegt oder ab wann und warum habt ihr euch zusammengeschlossen?

Wir kennen uns schon seit kleinauf. Wir beide spielen seit jungen Jahren beim EHC Schaffhausen in der gleichen Mannschaft und teilen die gleichen Hobbys. Wir haben je länger je mehr auch Zeit neben dem Eis zusammen verbracht. Nun sind wir mittlerweile fast wie ein altes Ehepaar: uns schiessen oft ähnliche Gedanken durch den Kopf.

4). Wie seid ihr darauf gekommen, genau im Orient eine Partyreihe zu lancieren und warum unter dem Namen „Tanzbude“? 

Die Grösse und die Infrastruktur im Orient sind optimal für Schaffhausen. Zudem sind wir bei Metin Demiral auf eine Person gestossen, der ein offenes Ohr für unsere Idee hatte und uns unterstützen wollte. Die Grundidee der Party war dazumal, einen Event zu organisieren, bei dem wir mal wieder all unsere Freunde treffen und nur diese Musik läuft, die uns gefällt. Mit dem Namen der Party wollten wir eine Gegenbewegung zum damaligen Trend starten: Alles wurde „verenglischt“, oft wussten viele Organisatoren nicht einmal, was ihr Party-Label auf Deutsch genau heisst. Viele Clubs und Partys haben mit Superlativen nur so um sich geworfen: ‚extravagant‘, ‚einmalig‘, ‚beste Party des Jahres‘, etc. Dies passte alles nicht in unser Konzept. Wir wollten eine Party für unsere Freunde veranstalten. Nette Leute, gute Musik, gemütliche Atmosphäre - das sind die Pfeiler der Tanzbude.

5). Hättet ihr gedacht, dass ihr einmal das ganze Orient füllt und 5 Jahre lange quasi nonstop für ein volles Haus sorgt?

Gedacht nicht, erträumt vielleicht schon. Als wir mit unserem Konzept bei Metin Demiral vorsprechen durften, waren wir überzeugt, dass wir etwas in der Hand haben, dass das Schaffhauser Nachtleben schätzen würde. Unser primäres Ziel war jedoch nie, so wirtschaftlich erfolgreich wie möglich zu sein, sondern das wir an und ab mal unsere Freunde im Ausgang treffen und eine Plattform für eine gute Partynacht bieten. Da wir beide 100% arbeiten, hatten wir auch nicht so einen grossen finanziellen Druck. Diese Faktoren tragen wahrscheinlich auch heute noch dazu bei, dass die Idee der Tanzbude so erfolgreich ist.

6). Warum legt ihr auf? Was ist der Reiz daran, an den Turntables zu stehen?

Wir beide mögen die vielen Facetten der Musik, plus mögen wir den Kontakt mit Menschen. Aufzulegen ist eine schöne Ablenkung zu unserem Alltag, wo wir uns beide oft an strikte Regeln halten müssen. Bei unseren DJ-Sets bestimmten wir die Regeln. Zudem ist es schön, den Gästen eine Umgebung zu bieten, in der sie sich von all den negativen Schlagzeilen ablenken können. Ein schönes Lachen, Menschen, die sich in den Armen liegen oder mal ein klopfen auf die Schulter ist ein schöner Dank für das Herzblut, dass in unserer Tanzbude steckt.

7). Wie würdet ihr euren Stil bezeichnen? Für welche Musikstehen die Floorfillers?

Offiziell heisst der Stil: Open-Format. Bedeutet grundsätzlich, dass wir uns selbst in unseren DJ-Sets keine Grenzen setzen. Je nach Lust und Geschmack der Gäste, spielen wir House, Hip-Hop, Latin unterlegt mit Rock oder ein paar alten Klassikern. Eine unserer grossen Stärken ist es, verschiedene Musikstile miteinander zu kombinieren.

8). Im DJ-Business gibt es ja immer wieder Skandale. DJ Antoine wurde einmal vorgeworfen, er lege nicht live auf, sondern die Musik sei schon vorher abgemixt. DJ Tatana nahm eine Zeit lang Drogen, weil sei mit dem Erfolg nicht klarkam. Wie steht ihr dazu und welches sind eure kleinen Sünden?

Gemunkelt und getratscht wird natürlich viel. Da wir beide voll im Berufsleben stehen, hätten wir gar keine Zeit, sämtliche Mixes vorzubereiten. Vielmehr verbringen wir die Zeit in unseren Heimstudios und üben einzelne Teile unserer Sets. Unsere Gäste zahlen Eintritt und sollen dementsprechend auch etwas für ihr Geld bekommen.

9). Wie geht es weiter mit der Tanzbude? Gibt es sie in 5 Jahren noch im Orient?

Sag’ niemals nie. Im Moment läuft es relativ gut. Jedoch sollten wir uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen. Wir werden sicher noch einige Zeit weiter machen, aber wer weiss wohin sich das Schaffhauser Nachtleben weiter entwickelt.

10). Wie geht es bei euch weiter? Werdet ihr auflegen bis ihr Opas mit grauen Haaren seid? Oder wollt ihr einmal eine eigene Partyreihe auf Ibiza?

Mit Haarproblemen haben wir ja beide bereits zu kämpfen. Solange wir Familie, Beruf und Hobbys noch gut unter einen Hut kriegen, sind wir sicher noch ein paar Jahre hinter den Plattentellern. Einige spannende Projekte schwirren uns bereits wieder durch den Kopf - Ibiza überlassen wir jedoch dem Guetta.

11). Zwei Fragen habt ihr jetzt aber elegant übersprungen.

Schon? Welche?

12). Die mit den Drogen und der Zahnspange.

Achso. Zahnspangen hatten wir beim ersten gemeinsamen Auftritt schon keine mehr. Und Drogen: Nur Schnupftabak. ;-)

Vielen Dank für das Gespräch!

Von Hermann-Luc Hardmeier