Dienstag, 16. Dezember 2014

Hobbit: Versicherungsschaden von 670 Millionen Euro

Der neuste Kinofilm von Peter Jackson ist ein Kassenschlager. Im Nachfolgenden eine Filmkritik aus wirtschaftlicher Sicht von Hermann-Luc Hardmeier.

Der kleine Hobbit mit dem Untertitel „Die Schlacht der fünf Heere“ begeistert die Besucher restlos. Restlos? Nicht ganz. Zwei Besucher in Deutschland konnten den Film offenbar nicht geniessen. Schuld war ihr Job: Die zwei arbeiten bei der Allianz-Versicherung. Und was der Drache Smaug, die Orks und der Zwergenkönig für Verwüstungen verursachten, da stellt sich natürlich jedem braven Versicherungsfachmann das restliche Nackenhaar nicht nur auf, sondern es schlägt gleich Purzelbäume. Die zwei konnten nicht ruhen und ermittelten einen Gesamtschaden von 333 384 040 Euro. Nach aktuellem Wechselkurs gut 400 Millionen Franken.
Screenshot: www.kinepolis.ch, Bericht: Hermann-Luc Hardmeier.
Die zwei Experten haben minutiös die einzelnen Schadensfälle zusammengerechnet. Überraschend dabei ist, dass die Sachschäden mit knapp 98 Millionen Euro eher gering ausfallen. Haupttäter für diese Zerstörungen ist der Drache Smaug, der 1200 Einfamilienhäuser in einer Feuersbrunst vernichtet. Die Häuser sind zwar nur in einer einfachen Holzausführung erstellt worden, dennoch veranschlagt Schadensexperte Andreas Hufgard einen Katalogpreis pro Fertighaus mit 74 000 Euro. In der Summe kommt da doch ein ordentlicher Betrag zusammen. Auf Smaug kann man leider keinen Regress nehmen, da der Urheber des Schadens im Kampfe verstorben ist. Auch auf sein Vermögen können die Gläubiger nicht zugreifen, denn Smaug ist pleite. Sein einziger Besitz war der Zwergenschatz, den er sich allerdings widerrechtlich unter den Nagel gerissen hat und nun wieder an den rechtmässigen Besitzer zurückging.

Glück gehabt beim Goldschatz
Beim Goldschatz, welchen der Bürgermeister heimlich aus der Stadt schmuggeln will, kommen die Versicherungen mit einem blauen Auge davon. Versicherungstechnisch ist dies ein Sonderfall, obwohl das Boot mit den Wertgegenständen untergeht. Es geht hier nicht um Schadensersatz, da das Gold ja nicht zerstört wird, sondern am Meeresgrund schlummert. 98 000 Euro würden die Bergungsarbeiten mitsamt Tauchmannschaft und Kran kosten, um den Schatz aus der Tiefe zu heben.

Problem: Elbin Galadriel
Nicht einfach liegt der Fall beim Kleid der Elbin Galadriel. Im Kampf mit neun Ringgeistern wird die edle Robe zerrissen. Der Kampf ist als versuchter Raub mit Körperverletzung anzusehen. So sieht es zumindest der Allianz-Experte. Das Kleid wird daher im Zuge der Hausratsversicherung ersetzt, was ein Problem darstellt. Da das Kleid nicht im Handel erwerbbar ist, muss es als unersetzbar taxiert werden. Man müsste daher mit der Elbin einen Vergleich aushandeln. Als Angebot der Versicherung werden 85 000 Euro vorgeschlagen. Ob sich Galadriel darauf einlässt, ist unklar.

Kostenintensiv: Tote Elben
Viel heftiger als die Sachschäden schlagen hingegen die Personenschäden zu Buche. Theoretisch ist es so, dass Personenschäden im Zuge von kriegerischen Handlungen nicht gedeckt sind. Nils Möckelmann, der zweite Experte, hat sich dennoch an die Frage gemacht, wie der Tod von 2000 Elben abgegolten werden könnte. (Obwohl die Verluste der anderen Heere nicht minder schlimm sind. Man denke beispielsweise an die Zwerge, die ihren König Thorin Eichenschild verlieren – unbezahlbar für eine Versicherung). Zurück zu den Elben: Sie sind per Definition unsterblich. Man kann daher nicht mit den üblichen Bestattungskosten rechnen. Möckelmann rechnet daher mit Beerdigungskosten von 100 000 Euro pro Elbe. Das macht dann in der Summer 200 Millionen Bestattungskosten. Rechnet man weitere Aufwendungen der Hinterbliebenen und Materialschäden dazu, erreicht man eine Summe von knapp 400 Millionen Schweizer Franken. Nils Möckelmann und Andreas Hufgard haben auch für die anderen zwei Filme der Hobbit-Triologie die Schäden zusammengezählt. Insgesamt sind sie bei einer Summe von 670 Millionen Euro angelangt. Da wird die Jahresfranchise von Peter Jackson ordentlich in die Höhe schnellen und die Allianz muss (falls sie das ähnlich handhabt wie die Mobiliar-Versicherung) sicherlich mehr als nur eine Schadensskizze vom Kultregisseur einfordern. Die Allianz-Experten kommen zum Schluss, dass sie der Familie Eichenschild bzw. ihrem Schöpfer Peter Jackson kein weiteres Versicherungspaket anbieten werden. Angesichts der hohen Kosten, ist dieser Schritt nicht völlig überraschend.

Von Hermann-Luc Hardmeier

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