Montag, 12. August 2013

Ein Schaffhauser DJ rockt die Street-Parade

An der 22. Street-Parade in Zürich tanzten knapp 1 Million Besucher zum Sound der Techno-DJs. Reporter Hermann-Luc Hardmeier von den Schaffhauser Nachrichten hat einen Schaffhauser Plattenleger einen Tag lang begleitet.

DJ Sam plus sexy Tänzerinnen rocken die Crowd beim Kongresshaus.
(Bilder: Hermann-Luc Hardmeier) 
 
House-Fan Marco Torsello und DJ Sam haben Spass auf dem Love-Mobil, während 1 Million Zuschauer zu den Bässen tanzen.
 
„Ich freue mich riesig“, sagt DJ Sam, als er in Neuhausen in den Zug einsteigt. Der 34-jährige Schaffhauser ist seit seinem 12. Lebensjahr als DJ aktiv und lebt mittlerweile vom Auflegen. Nicht nur in der Munotstadt, sondern schweizweit ist er eine bekannte Grösse als House-DJ. Es ist zwölf Uhr, trotzdem ist Samir Madi, wie DJ Sam mit bürgerlichem Namen heisst, noch etwas müde. Gestern hat er bis in die frühen Morgenstunden im Amber in Zürich aufgelegt, am Donnerstagabend im Schaffhauser Club Orient. Das nagt an den Schlafreserven. Doch man sieht ihm nichts an. „Jetzt das Wichtigste“, sagt er vergnügt und macht mit dem iPhone eine Statusmeldung für seine Fans, dass er nun an die Parade unterwegs ist. Früher hätte er einen schweren Platten- oder CD-Koffer mitschleppen müssen, doch die Zeiten haben sich geändert. DJ Sams Gepäck: zwei Memorysticks.

Schweissgebadet nach einer Stunde

Die erste Station der Reise ist die Bühne vor dem Kongresshaus. Wir sind im Bahnhof Stadelhofen in Zürich angekommen. Vorbei ist es mit der Stille. Sogar im Bahnhofskiosk erklingt Technomusik aus einer Soundanlage. Überall sind schrill verkleidete oder halbnackte Menschen, die der Parade zuströmen. Wir kämpfen uns durch die Massen und kommen im VIP-Bereich der Kongresshausbühne an. „Davon wusste ich gar nichts“, freut sich DJ Sam, als er eine Gruppe von brasilianischen Tänzerinnen sieht, die sich im Backstage ebenfalls für seinen Auftritt bereit machen. Ohne Nervosität trinkt er ein Wasser im Backstage, überprüft seine Kopfhörer und dann legt er los. Mit bekannten Klängen und fetten Bässen heizt er ein. Kreischend und johlend feiern die Besucher mit. DJ Sam hat offenbar ihren Geschmack getroffen. Nach einer Stunde kommt er verschwitzt von der Bühne und muss das T-Shirt wechseln. „Es war mega“, bilanziert er begeistert. Nach dem Auftritt nimmt er sich Zeit, ein Foto seines Auftritts auf Facebook zu posten und schreibt dazu „One Love“. Das Foto erhält innert kürzester Zeit fast 100 Likes. Wir kämpfen uns wieder durch die Massen in den VIP-Bereich am Seebecken. Unterwegs treffen wir zufällig auf einige Fans, die ihm zu seinem Auftritt gratulieren und sich nach seiner Auftrittszeit auf dem Love-Mobie erkundigen. Doch erstmals geht es in die VIP-Ruhezone. Dort angekommen genehmigt sich Sam einen Prosecco und entspannt sich eine Stunde, bis er auf das Love-Mobile geht.

Drogen als Stimmungszerstörer

„Alkohol ist für mich nie ein Thema, Drogen sowieso nicht“, sagt er. Viele Besucher der Street-Parade sehen das anders. DJ Sam hat dazu eine klare Meinung: „Ich finde, die Party heute ist Droge genug. Es ist doch schade, wenn man die Musik, die Leute und die Superstimmung nicht mit klarem Kopf geniessen kann.“ Der Techno-Umzug geht um 15 Uhr los, DJ Sam muss für seinen Auftritt spätestens um 17 Uhr auf dem Love-Mobil namens "Tito Torres" sein. Die Masse steht dichtgedrängt, ein Durchkommen zwischen den Teufeln, Cowboys, Badenixen und Muskelpaketen ist fast unmöglich. DJ Sam bleibt ruhig: „Das klappt sicher.“

Party bis 6 Uhr

Knapp eine Stunde kämpfen wir uns durch die Menge und kommen schliesslich pünktlich auf die Minute beim Love-Mobile Nr. 14 an. Der Sound ist extrem laut und fast 100 Leute tanzen auf dem weiss-violett geschmückten Wagen. Die Stimmung auf dem Love-Mobile ist grossartig. Durch die tanzenden Massen von knapp 1 Million Raver zu fahren, ist ein unglaubliches Gefühl. „Wenn man einmal auf einem Wagen war, will man nie mehr anders an der Street-Parade feiern“, lobt auch DJ Sam das Erlebnis. Auf dem Wagen ist auch Samirs Freundin. Sie küssen sich zur Begrüssung und dann geht der Plattenleger ans Werk. Knapp zwei Stunden feiern wir auf dem Wagen. Zwischendurch nimmt sich DJ Sam noch Zeit für ein Interview mit Tele Züri. Danach geht es zum Nachtessen und der dritte Auftritt des Tages steht auf dem Programm: Im „Station“ an der Party des Ibiza-Partylabels „Pacha“ legt Sam um Mitternacht auf. Und wieder tobt die Menge. Um 6 Uhr ist er endlich zu Hause in Benken. Er bilanziert: „Ein irrer Tag in der Technohauptstadt“ und beendet zufrieden seinen Arbeitstag.

 Am kommenden Wochenende legt DJ Sam übrigens erstmals auf der Partyinsel Ibiza im renommierten "Amnesia" - Club auf. Ein weiterer Meilenstein für die DJ-Karriere des Schaffhausers.

Schaffhauser Nachrichten, 12.8.13, Hermann-Luc Hardmeier