Montag, 6. Oktober 2014

Interview mit Neckless Sänger Marcel Sprenger

Die Schweizer Band Neckless aus Winterthur hat soeben den MyCokeMusic-Soundcheck Bandwettbewerb gewonnen und ist gerade mit ME the Band aus Australien in der Schweiz auf Tour. Am Samstag konnten wir vor dem Konzert ein Interview mit dem Sänger von Neckless, Marcel Sprenger, machen, das wir euch natürlich nicht länger vorenthalten wollen.
Marcel Sprenger - Sänger der Band Neckless aus Winterthur
Beat Hochheuser: Ihr seid jetzt schon seit 9 Jahren unterwegs. Könnt ihr euch noch an euren ersten Auftritt erinnern?

Marcel Sprenger: Ja, unser erster Auftritt war - wie es für Bands üblich ist - an einem Geburtstagsfest von einem Kollegen in Uzwil, wo wir ursprünglich herkommen. Für uns war es ein mega Ding, aber wir hatten auch verdammt Schiss, so dass wir uns fast nicht mehr bewegen konnten auf der Bühne. Wir wussten nicht, wie wir uns bewegen sollen und was wir sagen sollen. Damals war ich übrigens auch noch gar nicht der Sänger der Band, sondern habe Saxophon gespielt und Backings gemacht. Aber alles in allem war es für uns sehr geil.

Beat Hochheuser: Geht ihr noch viel an Konzerte von anderen Bands?

Marcel Sprenger: Ja klar, aber die verschiedenen Bandmitglieder gehen unterschiedlich häufig. Mit Abstand am Meisten geht unser Drummer, Daniel Eugster, an Konzerte. Es ist aber schon so, dass wenn man eine eigene Band hat, man bei anderen Bands auf viel mehr und andere Sachen achtet als früher. Zudem braucht es jetzt sehr viel mehr, bis man eine andere Band so richtig geil findet. Man achtet bei den anderen Bands dann extrem auf das Musikalische usw. Als ich noch keine eigene Band hatte, war alles irgendwie einfach mal geil.

Beat Hochheuser: Euer neues Album Cenesthesia ist anders als die anderen Alben. Wie kam es zu dieser Veränderung? Im Vergleich zum letzten Album hattet ihr ja diesmal keinen Produzenten und Gitarrist Beda ist neu dabei. Waren diese Veränderungen ausschlaggebend?

Marcel Sprenger: Wir verändern uns eigentlich die ganze Zeit. Auch das erste Album tönt anders als das zweite Album. Das dritte und das zweite Album sind sich aus meiner Sicht sogar noch ähnlicher, als das erste und das zweite Album. Auch unser nächstes Album wird wieder etwas anders tönen. Das, was wir live an den Konzerten mitnehmen und spüren - wir spielen die Songs dort häufig auch mal ein bisschen anders oder bauen sie aus - hat nachher auch Einfluss auf die Alben. Beim zweiten Album hatten wir die Songs schon ziemlich ausgebaut und vor allem auch aufbauende Teile eingebaut, die dann nach oben heraus explodieren. Wir haben dann mehr und mehr gemerkt, dass das voll unser Ding ist. Die Veränderungen waren keine bewusste Entscheidung, sondern es ist einfach passiert. Ausserdem hatten wir uns eine Woche lang am Zugersee verschanzt um am Cenesthesia Album zu arbeiten. Die besondere Atmosphäre dort hatte sicher auch Einfluss.

Beat Hochheuser: Wohnt ihr immer noch alle zusammen in einer WG in Winterthur - und ME wohnt jetzt während der Tour sogar auch noch dort?

Marcel Sprenger: Ja, ganz genau, das ist immer noch so und ME wohnen bei uns.
ME the Band sind mit Neckless auf Tour und schlafen in der Neckless-WG in Winterthur
Beat Hochheuser: Wer von eurer Band übt denn am fleissigsten?

Marcel Sprenger: Oha, das ist schwierig zu sagen, ich bekomme es auch nicht immer mit. Aber unser Drummer, Daniel Eugster, ist sicher sehr viel im Bandraum. Beim Gitarristen, Beda Mächler, kann ich es nicht sagen, weil er nicht in unserem Bandraum übt, sondern noch einen eigenen hat.

Beat Hochheuser: Die Anzahl von Konzertbesuchern ist ja teilweise sehr unterschiedlich. In Schaffhausen habt ihr beispielsweise am Stars in Town Openair auf dem Herrenacker vor etwa 3'000 Leuten gespielt und im Tabaco in Schaffhausen vor ungefähr 15 Leuten. Was hat das für einen Einfluss auf euren Auftritt?

Marcel Sprenger: Bei den kleinen Clubs hat man sicher einmal viel weniger Platz. Du weisst ja noch im Tabaco, da war die Bühne im Vergleich zu Openair Bühnen geradezu winzig. Es ist ausschlaggebend, wie viel man sich bewegen kann, damit man ausdrücken kann, was man fühlt. Die Anzahl der Leute im Publikum ist aber nicht immer das, was wichtig ist, sondern vor allem was dir die Leute zurückgeben. Trotz der geringen Anzahl an Leuten im Tabaco haben wir es dort echt gespürt. Wir haben es den Leuten angesehen, dass es ihnen gefallen hat und dass sie voll drin waren. Das ist das Allerwichtigste an einem Konzert. Bei kleinen Konzerten ist es ausserdem cool, dass man die Gesichter der einzelnen Leute und ihre Mimik sieht und spürt, wie sie sich fühlen. Bei grossen Konzerten ist es natürlich cool, wenn man schon fast erdrückt wird von der ganzen Masse. Man hat aber weniger Kontakt zu den einzelnen Konzertbesuchern und weniger individuelles Feedback, sondern es ist einfach vor allem eine Masse, die man wahrnimmt. Es ist beides mega geil.
Bühne der Tabaco Lounge in Schaffhausen, ganz schön eng für eine fünfköpfige Band
Beat Hochheuser: Ihr habt jetzt gerade den MyCokeMusic-Soundcheck Bandwettbewerb gewonnen, wozu ich euch natürlich herzlich gratuliere. Ein Teil des Gewinns bestand aus einem Boost von 20'000.-- Fr. Wie setzt ihr dieses Geld ein?

Marcel Sprenger: Wir haben noch zwei, drei Sachen, die wir bezahlen müssen. Unter anderem ist leider unser Bus kaputt gegangen und die Reparatur werden wir davon bezahlen. Ein Album haben wir mit Cenesthesia ja jetzt gerade herausgebracht und wir wollen eigentlich nicht gleich wieder ein neues Album machen. Wir werden das Geld also grösstenteils sparen und für unsere zukünftigen Projekte auf die Seite legen.

Beat Hochheuser: Ein weiterer Teil des Gewinns ist ein Förderungsprogramm im Wert von 30'000.-- Franken. Wie kann man sich diese Förderung vorstellen?

Marcel Sprenger: Die Förderung wird durch das Label Gadget realisiert und wir werden jetzt sicher mal für ein Jahr von ihnen unterstützt. Wir werden mit ihrer Hilfe unsere aktuelle CD Cenesthesia nochmals pushen und sie werden uns bei der Promotion unterstützen. Wenn das Label Potential sieht, können wir dann auch längerfristig zusammenarbeiten.

Beat Hochheuser: In der Schweiz kann man - bis auf ein paar handverlesene Acts - nicht von der Musik leben. Wie ist das bei euch so, arbeitet ihr oder seid ihr noch in der Ausbildung?

Marcel Sprenger: Das ist bei uns sehr unterschiedlich. Ich selbst arbeite daneben sogar mit einem 100% Pensum. Drei von uns machen gerade eine musikalische Ausbildung und geben daneben Musikunterricht oder arbeiten Teilzeit respektive machen zwischen drin immer wieder einmal Jobs.
Neckless bei ihrem Auftritt im Kulturkeller Höngg, Zürich
Beat Hochheuser: Wo seht ihr euch in 10 Jahren?

Marcel Sprenger: Wo ich die Band in z-e-h-n Jahren sehe? Uns gibt es ja noch nicht mal so lange. Hmm, das ist wirklich eine schwierige Frage. Wir leben natürlich für die Konzerte und wir wollen immer gute und grössere Konzerte spielen - nicht nur auf die Schweiz beschränkt, sondern auch im Ausland. Wie jede Band würden wir gerne einmal in die USA. Ich hoffe, dass wir in 10 Jahren immer noch so viel Freude an der Musik haben.

Beat Hochheuser: Was ist euch schon lustiges passiert auf Tour?

Marcel Sprenger: Wir waren einmal in Frankreich auf Tour und mit einem Wohnmobil unterwegs. Wir haben draussen geschlafen und dann sind wir auf einmal von Wildsäuen überrascht worden. Wir lagen draussen in unseren Schlafsäcken und plötzlich hörten wir es grunzen und dann rannte auf einmal eine Wildsau vorbei.

Beat Hochheuser: Und auf der Bühne, was ist da so passiert?

Marcel Sprenger: Ja, also was es schon gegeben hat, ist, dass jemand auf die Bühne kommt und das Gefühl hat, er müsste jetzt mitsingen. Das war aber eigentlich weniger lustig, sondern eher nervig. Einmal haben wir auf eine Lastwagenbühne gespielt. Leider war die irgendwie nicht so stabil. Während dem Konzert hat der Boden nachgegeben und ein Bandmitglied ist in die Tiefe gefallen. Mir ist bis heute noch nicht so ganz klar, wie das passieren konnte.

Beat Hochheuser: Letzte Frage: Was für nicht-musikalische Hobbys habt ihr, die uns überraschen würden?

Marcel Sprenger: Die Musik nimmt einen grossen Teil unserer Zeit ein, aber was wahrscheinlich nicht so viele wissen ist, dass Schlagzeuger Daniel Eugster und ich einen Halbmarathon [Langstreckenlauf über 21,0975 Kilometer, Hälfte der Strecke des Marathonlaufs] gemacht haben. Es ist sehr phasenweise, aber wir zwei gehen zusammen noch ab und zu ziemlich intensiv Rennen.
Schnappschuss mit Neckless in Zürich
Neckless Tour mit ME the Band
Die Neckless-ME-Tour ist noch in vollem Gange und es stehen noch drei Gigs an:

03.10.2014 - Zürich - Kulturkeller Höngg (war schon)
04.10.2014 - Zürich - Bar Rossi (auch schon vorbei)

07.10.2014 - Bern - Rössli Bar
10.10.2014 - St. Gallen - Grabenhalle
11.10.2014 - Langnau - Elite

In der Grabenhalle wird zusätzlich zu ME und Neckless noch die Band Velvet Two Stripes auftreten. Wer in die Konzerte im Kulturkeller Höngg und in der Bar Rossi hineinschauen möchte, kann das hier anschliessend tun. Die Bar Rossi war kleiner, dafür bumsvoll und die Soundqualität der Musikanlage war bedeutend besser, vor allem gab es ordentlich Bass, der im Kulturkeller Höngg etwas kräftiger hätte sein dürfen. Dafür bot der Kulturkeller genügend Platz, um auch noch die geile LED Wand von Neckless zu installieren, welche dem Gig noch einen zusätzlichen Kick bescherte.

ME the Band - Rock and Roll Dandy - Bar Rossi Zürich


Neckless - R.O.S.I.E. and Epilogue - Bar Rossi Zürich


Neckless - Bow and Arrow - Bar Rossi Zürich


ME the Band - Like a Fox - Kulturkeller Höngg Zürich


Neckless - Sinocracy -Bar Rossi


Neckless - Snooze -Kulturkeller Höngg

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